Die Erlaubnis zur Errichtung dieser Apotheke in der Schlesischen Straße wurde dem Apotheker Paul Ulbrich vom Oberpräsidenten in Potsdam übertragen. Im Hause Schlesische Straße 14 wurde die Apotheke am 12. Januar 1889 eröffnet. In der Ankündigung der behördlichen Eröffnungsvisitation fordert der Polizeipräsident: "Für gehörige Beheizung der Geschäftsräume wollen Sie gefälligst Sorge tragen."


Die in der Nähe gelegenen Palmenhäuser der Messingfabrikanten Heckmann (später Lindström AG) hatten wohl den Apotheker angeregt, den Namen Palmen-Apotheke zu wählen. Nach dem Tode des Apothekers verwaltete der Apotheker Ernst Wegener von 1892 bis 1896, dann Apotheker Dr. Hermann Steppuhn bis 1903 die Apotheke. 1903 erwarb Apotheker Adolf Fraenkel die Palmen-Apotheke und verlegte sie 1906 in das gegenüberliegende Haus, wo sie sich noch heute befindet.

Das noch erhaltene Giftbuch gibt Auskunft über den Einzugsbereich, die Ungezieferbekämpfung und die Kundenstruktur der damaligen Zeiten. Der größte Teil, vor allem Arbeiter und Hausbesitzer, wohnten in der näheren Umgebung, ein anderer Teil kam über die Oberbaumbrücke aus Stralau. Sehr häufig waren es auch Gartenbesitzer und Bewohner aus Treptow, sogar Schiffseigner aus Stettin, Thorn oder Bromberg. Bei Vorlage eines polizeilichen Giftscheines wurden abgegeben: Schweinfurter Grän, Phosphorlatwerge, Arsenikpaste, Giftweizen, Cyankali u.a. zur Bekämpfung von Küchenschaben, Wanzen, Mäusen, Ratten, Insekten, Schmetterlingen, Hunden, Katzen, Füchsen und Krähen.


1909 kaufte Apotheker Fritz Gast die Apotheke. Schon nach einem Jahr übernahm Ludwig von Lagiewski im Alter von 35 Jahren die Apotheke, die er auch 35 Jahre leiten sollte. Er wurde im Januar 1918 Vorstandsmitglied im Berliner Apotheken-Verein, ab Oktober 1923 der erste Vorsitzende. Der Bau des Vereinshauses in der Carmerstraße 3 wurde von ihm maßgeblich gefördert.

Die Gleichschaltung des Apothekenwesens nach Hitlers Machtergreifung beendete von Lagiewskis Vorstandstätigkeit. Er leitete letztmals eine Versammlung des BAV am 3. April 1933, auf der erstmals SA-Männer als Saalschutz fungierten, die Hakenkreuzfahne aufgezogen und Kampflieder gesungen wurden. Keiner der bisherigen Vorstandsmitglieder wurde wiedergewählt.


Während eines Luftangriffs am 4. Januar 1945 starb er in einem Luftschutzkeller an Herzversagen. Die Pacht der Apotheke übernahm erstmals eine Frau, die bisherige angestellte Apothekerin Irmgard Sentz.

An das Kriegsende und den Einmarsch der Russen erinnert sich eine ehemalige Mitarbeiterin der Apotheke: "1945 waren alle Scheiben kaputt, die Fenster mit Holzverschlägen gesichert, auf alle Gefäße mit Alkohol hatte ich einen Totenkopf oder Giftsymbole geklebt, der Ballon mit Alkohol war unter Kohlen im Keller versteckt. Eine russische Ärztin deckte sich mit Verbandsmaterial ein und verhinderte Übergriffe. Später brachte sie Brot und andere Lebensmittel. Schwierig war die Beschaffung der Medikamente. Man musste mit Bahn, Fahrrad oder im Winter mit dem Schlitten zu den Großhändlern fahren, zur HAGEDA nach Moabit, zur CHEMISCHEN nach Johannisthal oder nach Lichterfelde zum amerikanischen Arzneimittellager. Oft geriet man in Schwarzmarktrazzien am Brandenburger Tor..."

Nach Rückkehr aus russischer Gefangenschaft pachtete Apotheker Günther von Lagiewski 1948 die väterliche Apotheke, die inzwischen nahe der Sektorengrenze eine wichtige Versorgungsaufgabe für den Ostsektor übernommen hatte. An den Tagen des Wochenmarkts in der Cuvrystraße/Ecke Schlesische Straße kamen viele Kunden in die Apotheke.


Auch an den Arbeiteraufstand am 17. Juni 1954 erinnern sich noch Mitglieder der Apotheke. Die Arbeiter zogen so, wie sie von den Werkbänken kamen von Oberschöneweide und Treptow durch die Schlesische Straße zur Stalinallee. Es regnete und die Bewohner warfen den Demonstranten Schirme und Essen zu. Eine Bäckerei verteilte ihre Vorräte.


1963 kaufte Apotheker Reinhard Klinge die Palmen-Apotheke.

Günther von Lagiewski gründete in Hamburg  eine neue Apotheke mit dem selben Namen. Unter der fast 25-jährigen Leitung von Edeltraut Klinge wurde die Apotheke zu einem kleinen "Kiez"-Treffpunkt, vor allem für alte Leute.


Die neue Belegschaft der Palmen-Apotheke ist bestrebt den gesetzlichen Versorgungsauftrag bewusst auszufüllen, nicht nur möglichst alle gängigen Arzneimittel vorrätig zu halten und die behördlichen Vorschriften zu beachten, sondern darüber hinaus kritische Informationen über Arzneimittel und Marktmechanismen zu erarbeiten und anzubieten.

Fast jedes Medikament, das wirkt, hat auch Nebenwirkungen. Da es stets mehrere Möglichkeiten gibt, Krankheiten oder Krankheitssymptome zu behandeln, bemüht sie sich, Alternativen vorzustellen. Bei der Beratung bezieht sie die Erfahrungen von ÄrztInnen, Selbsthilfegruppen und anderen Einrichtungen des Gesundheitswesens, mit denen sie in Kontakt steht, mit ein.


Gesundheit kann frau/man nicht kaufen. Gute Mittel müssen nicht teuer sein. Bei gleicher Qualität der Arzneimittel rät sie zu den preisgünstigeren. Ihr Engagement für PatientInnen schließt ein, sich in allen gesellschafts- und gesundheitspolitischen Fragen stets auf die Seite der Betroffenen zu stellen. Wie vor 125 Jahren geht es auch heute um die Selbstbestimmung der Kranken, wie auch der Gesunden.


- Die Belegschaft der Palmen-Apotheke

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